Seit den 1970er-Jahren forderten engagierte Frauen in Graz ein Frauenzentrum, ein Kommunikationszentrum für Frauen samt Lesbenberatungsstelle.
An geeigneten Immobilien im Landesbesitz fehlte es nicht: seit 1983 stand das ehemalige Ambulatorium des Landes, das sogenannte Tierspital, leer. Das Gebäude war relativ zentral gelegen und daher ein geeigneter Treffpunkt, es stand seit langem leer und war, nach Prüfung einer Architektin, durchaus noch bewohnbar. Doch acht Jahre lang war das Haus ungenutzt geblieben, war drauf und dran dem Verfall preisgegeben zu werden. Deshalb besetzten am 19. März 1991 (am Josephitag, dem Tag des Landespatrons war damals in der Steiermark schulfrei und auch die Landesbediensteten hatten frei) ca. 15 „autonome Frauen“ ab 11 Uhr vormittags das Haus.
Während der dann beinahe vier Wochen andauernden Hausbesetzung organisierten die Frauen Diskussionsabende, Veranstaltungen, Fahrradreparatur- und Automechanikerinnen-Kurse, usw. Denn im geforderten „autonomen Frauenzentrum“ sollte es auch Werkstätten, ein Café, eine Bibliothek und ein kleines Frauenhotel geben. Einen Tag vor einem Verhandlungstermin mit der Liegenschaftsverwaltung, am 18. April, rückten morgens um 8.30 Uhr Bulldozer an und rissen das denkmalgeschützte Haus ab. Den sich zu dieser Zeit im Haus befindlichen vier Frauen wurde eine Stunde Zeit zur Räumung gegeben.
Beteiligte Frauen erhielten Anzeigen, letztendlich wurden Gerichtsverfahren eingestellt. In der Folge kam es jedoch zur Gründung vieler spezialisierter und professionell betriebener Frauenprojekte.
Von dem 1834 errichteten Gebäude steht nur mehr der Torbogen.