Uni Graz Mensa / Tuntenball

#21

Eine Runde von schwulen Männern und zwei solidarischen Heteras richten in der Uni-Mensa am 17. Februar 1990 den ersten Tuntenball aus. Der Ball ist ein öffentliches Fest, bei dem die Besucher ihre tuntige Seite zeigen können – und damit selbstbewusst der oft geringschätzigen und abwertenden Haltung gegenüber Tunten, in der Öffentlichkeit wie auch in Teilen der schwulen Szene, entgegentreten. Tanzen zu Gloria Gaynors „I am what I am“ – das ist für etwa 140 anwesende Personen ein Stück Befreiung. Zu Mitternacht treten Travestie-Künstler (Claudette, Lily und Hannerl) aus Graz auf und sorgen mit komödiantischen Playback-Interpretationen von Arien und Schlagern für Unterhaltung.

Die ersten Tuntenbälle finden in der Mensa statt, da alle anderen angefragten Lokalitäten keine Veranstaltung beherbergen wollten, die sich öffentlich an ein homosexuelles Publikum richtet. Die Leiterin der Mensa meinte jedoch dazu: „Alle haben ein Recht zu feiern!“. Veranstalter war zunächst die HochschülerInnenschaft, ab 1992 der Ende 1991 gegründete Verein „Rosalila Panther“. 

Die Medien begannen sich für dieses seltsame Fest zu interessieren. Die Uni-Mensa war zu klein geworden und mit maßgeblicher Unterstützung durch den damaligen Rektor Helmut Konrad wurde das Meerscheinschlössl der Uni Graz – vor 1876 eine der beliebtesten Grazer Vergnügungsstätten – wieder wachgeküsst. Mit einer rauschenden Ballnacht am 27. Jänner 1996, dem siebenten Tuntenball unter dem Motto: „Ein Mann – eine Frau. Wer weiß das so genau?“

1999 war das Meerscheinschlössl so voll, dass allein schon aus Gründen der Sicherheit eine andere Location gesucht werden musste. Die PantherInnen verwandelten am 29.  Jänner 2000 deshalb erstmals die Grazer Kammersäle in den „Planeten der Perrückten“. Und 2003 eroberte der Tuntenball schließlich erstmals den noblen Grazer Congress. Das Motto lag damals auf der Hand: „Tunten dürfen alles!“