Opernhaus

Ein Grazer Theaterskandal im Jahr 1910

#05

Das Opernhaus und das Schauspielhaus standen 1910 im Mittelpunkt internationaler Medienberichte. Der Leiter der vereinigten Bühnen, Intendant Heinrich Hagin, und sein Oberregisseur Max Alberty wurden öffentlich verdächtigt, anstößige Beziehungen zu jungen männlichen Ensemblemitgliedern zu unterhalten. 

Aufgestachelt wurde das Medieninteresse u. a. durch vermutlich aus einer Flobertpistole
abgegebenen Schuss und einem Steinwurf durch zwei Fenster in Albertys im Parterre gelegenen Villenwohnung in der Schubertstraße, in der sich gerade eine zehnköpfige, zumeist aus Herren vom Theater bestehende, Gesellschaft aufgehalten hatte. 

Alberty setzte sich jedenfalls nach Italien ab, wo homosexuelle Handlungen straffrei waren.

Hagin stellte die Stadt Graz ein sehr vorteilhaftes Amtszeugnis aus, hatte ab 1911 leitende Theaterfunktionen in Magdeburg, Berlin und Wien inne. 1924/25 übernahm er das Landestheater in Linz, ging pleite und verübte im September 1925 dort Selbstmord.