Eifersuchtsmord eines lesbischen Paares 1897

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Sexualität weckte im späten 19. Jahrhundert das Interesse der Medizin und der Kriminologie. In beiden Disziplinen war Graz ein bedeutender Schauplatz: Der Mediziner Richard von Krafft-Ebing eröffnete 1874 seine Praxis in Graz. 1886 erschien seine Sammlung von Fallgeschichten „Psychopathia sexualis“, die zum Standardlehrbuch der Sexualpathologie wurde. Der Grazer Untersuchungsrichter Hanns Gross wurde 1894 mit seinem „Lehrbuch für den Ausforschungsdienst der k. k. Gendarmerie“ und 1898 mit seiner „Criminalpsychologie“ der Begründer der wissenschaftlichen Kriminologie. 

Im 1898 gegründeten „Archiv für Kriminalanthropologie und Kriminalistik“ sind von Gerichtsärzten auch Grazer Fälle von Homosexualität überliefert. Einer endete mit Wahnsinn und Mord.

In der Pflastergasse 5 unterhielt die 34-jährige Bordellinhaberin Marie Bukorny seit zwei Jahren „ein sträfliches Liebensverhältnis“ mit der bei ihr als Wirtschafterin beschäftigten 28-jährigen ehemaligen Prostituierten Marie Ostronitz. 

Es kam zu krankhaften Eifersüchteleien, die in der Nacht am 17. Mai 1897 eskalierte. Die Bukorny biss der Ostronitz die Nase ab und tötete sie mit sieben Messerstichen.