In der Reitschulgasse 20 befinden sich heute eine Pizzeria, ein Reisebüro und ein Schuhgeschäft. Kaum jemand weiß, dass dort bis 1997 das Club Café Werner war, lange Zeit ein fixer Bestandteil der schwul-lesbischen Subkultur in Graz. Eröffnet wurde das Lokal 1960, also noch zur Zeit des Totalverbots, von der legendären „Babie“, die nach dem Zweiten Weltkrieg von Jugoslawien nach Graz gekommen war. Dass sie nicht negativ reagierte, als sich im Lokal zwei Männer küssten sprach sich schnell herum und das Lokal wurde bei schwulen Männern beliebt. Doch ein halbes Jahr nach der Eröffnung begann die Polizei zwei Tage hintereinander die Gäste zu perlustrieren. Dies konnte Babie nach einem Besuch beim zuständigen Beamten abstellen. Der schrie sie an, dass in ihrem Lokal „abartige Menschen“, Homosexuelle verkehren würde. „Wenn sie zu mir kommen und etwas trinken, frage ich sie dann, mit wem sie schlafen“? konterte die resche Wirtin. Die Polizisten benahmen sich darauf ordentlich.
Das Lokal war auch bei Drag Queens sehr beliebt: „Da gibt es noch viele Geschichten. Die Buben haben sich als Madeln verkleidet und ihre Verehrer ins Opernhaus begleitet.“ 1979 verkaufte Babie das Lokal. Zwar hatten sich nach der Abschaffung des Totalverbots auch andere Wirte es mit einschlägigen Lokalen versucht, doch hatte sich keines lange gehalten. Geführt von Werner und Peter, einem schwulen Paar, als Club Café Werner war es in Graz ein wichtiges Standbein schwuler Subkultur. Noch Ende der 1980er-Jahre stand man vor dessen versperrter Tür und wurde nur nach Klingeln eingelassen. Ab 1997 als Club Café Barcelona veränderte sich auch das Publikum, nun gehörten auch Lesben zu den Gästen. Und man sicherte sich nicht mehr durch verschlossene Eingangstüren ab.